Wir alle lieben die Spargeln vom Hof Schellenberg im Wasen Schleinikon! Im Frühling 2023 waren sich alle einig, hier könnte saubere Energie produziert und gleich vor Ort genutzt werden. Pia und Dani Schellenberg haben sehr schnell den Rank mit der OptimaSolar Züri Unterland gefunden, und das 50 kWp PV-Projekt war sehr schnell geplant.
Keine Kernzone, eine konstruktive Gemeinde, eine Genossenschaft, die Nägel mit Köpfen macht, nichts schien hier einem schnellen PV-Zubau im Wege zu stehen. Lieferanten gefunden, wir waren in den Startlöchern.
Dann hat die Gemeine ein kommunales Inventar von 1990 gefunden, welches eine Baubewilligung verlangte. Wir dachten „OK, möglicherweise etwas outdated, v.a. da der Hof in den 33 Jahren schon mehrmals legal umgebaut wurde, aber was solls, wird eine Formsache sein. Hürden sind eine unserer leichtesten Übungen“ → Baubewilligung eingereicht.
Dann hat der Spass begonnen. Der Ortsbildgutachter meinte, nur das halbe Dach dürfe mit PV ausgestattet werden und der Zürcher Heimatschutz hat sich dann dem Objekt richtig angenommen mit dem ernüchternden Fazit: „Objekt nicht bewilligungsfähig. Würde das Erscheinungsbild im Wasen zu stark beeinträchtigen.“
Es ist nicht so, dass wir uns nicht viel Zeit genommen und uns vor Ort mit diversen Spezialisten und dem Heimatschutz getroffen hätten, hat alles nichts genutzt.

Danach vergingen viele [sonnenverwöhnte] Monate mit Studium des neuen Energiegesetzes, Abholen von Drittmeinnungen, rechtliche Abklärungen, Austausch mit Behörden und Kanton, um herauszufinden, ob unser gesunder Menschenverstand wirklich der aktuell geltenden Rechtslage in unserer heutigen Welt, geprägt von Klimawandel und Stromknappheit, derart widerspricht.
Nebst den vielen relativ klaren neuen Formulierungen im Energiegesetz und Leitfaden, die für eine Bewilligung sprachen, gab es keine Präzedenzfälle, wo jemand den Passus „genügende Anpassung“ schon mal einem Gerichtsentscheid unterzogen hat.
Obwohl wir in der Zeit und mit diesem Aufwand schon 2 weitere Projekte gebaut hätten (haben wir nebenbei doch auch gemacht ), haben wir entschieden, hier den Winkelried zu spielen, und konnten die Gemeinde durch unsere rechtlichen Abklärungen und sachlichen Argumenten überzeugen, dass dieses Projekt bewilligungsfähig ist. Wir sind sehr stolz auf die Gemeinde Schleinikon, dass sie diesen mutigen Schritt gewagt hat und ihre Linie, die Energiewende im Dorf zu unterstützen, durchgezogen hat.
Entsprechend hat Schleinikon Ende November das Projekt bewilligt und den einspracheberechtigten Heimatschutz informiert. Dieser hat sehr erfreulicherweise keinen Rekurs eingereicht in der gegebenen Frist und somit das Projekt akzeptiert. Die Baufreigabe ist im Januar eingetroffen bei uns, wir werden mit dem Bau so schnell wie möglich starten; 1 Jahr resp. 50’000 entgangene Kilowattstunden später.
Wir sind sehr froh über diesen Meinungswandel beim Zürcher Heimatschutz und danken diesem sowie der Gemeinde Schleinikon sehr, hier eine weitere Hürde abgebaut zu haben.

Am Beispiel der Gemeinde Schleinikon sieht man, was es ausmacht, wenn Hürden entfernt werden: Ende 2021 hat der Gemeinderat entschieden (ebenfalls dank einem Winkelriedprojekt, das am Anfang vom Ortsbildschützer ebenfalls abgelehnt wurde), die Hürde „nur PV-Indach Anlagen in der Kernzone“ zu entfernen und einem, dem neuen Energiegesetz angepassten, Vorgehen Platz zu machen. Die Gemeinde hat zudem Ihre EinwohnerInnen aktiv zum PV-Bau motiviert, um ihren Teil zur Energiestratgie des Bundes beizutragen.
Das Resultat ist in nebenstehender Grafik gut sichtbar: Stagnation PV-Ausbau vor 2022, danach Verdoppelung innerhalb nur 1.5 Jahren. Tendenz steigend.

Siehe ganzer Artikel vom Zürcher Unterländer, 17.01.2024
Ausschnitt betreffend Wehntal siehe unten: