Aktuell ist einiges im Umbruch und es braucht eine dicke Haut und viel Kreativität, um erste negative Schlagzeilen zur Solarenergie und gewisse Exponenten in der „Energie-Exekutive“ zu verstehen. Dieser Beitrag ist ein Versuch, etwas Klärung und Fokus auf das Wichtige zu bringen, und unsere bereits über 100 GenossenschafterInnen mit auf diese Reise zu nehmen.
Im Juni hat die Bevölkerung mit grossem Mehr dem neuen Stromgesetz zugestimmt. Dies ist ein Meilenstein, ein gewaltiger Auftrag an den Bund, das Energiesystem komplett umzukrempeln und mit klaren Zielen bis 2035 und 2050 auf Erneuerbare umzustellen.
Nun ist die Branche gespannt, wie der Bundesrat die neuen Gesetzesartikel in den Verordnungen umsetzen wird. Diese sollen im November vorliegen, und im 2025 in Kraft treten. Die Stromtarife 2025 sollten im September 2024 von den EWs kommuniziert werden .
Stark zusammengefasst und die wichtigsten Punkte herausgepickt (notabene: es gibt ganze Litaneien von neuen Gesetzesartikeln, die diesen massiven Umbau erst ermöglichen, hier wirklich nur ein Auszug von aus unserer Sicht möglichen Gamechangern):
Im Gesetz steht | Vorschlag Bundesrat Verordnung | Interpretation OptimaSolar |
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Erneuerbare sollen von heute [im 2022/23] 5 Terawattstunden bis 2035 auf 35 TWh steigen | Daran kann zum Glück in der Verordnung nicht mehr gerüttelt werden | Haupterrungenschaft, gesetzlich verankert. Hilft, dass Wirtschaft und Gesellschaft sich daran orientieren können. Nun müssen wir wirklich die 7% Anteil [im 2024 bereits bei 10%] Erneuerbare auf 50% verfünffachen. |
Mehr Preisstabilität und harmonisierter, einheitlicher Rückspeisetarif. Bundesrat kann Werte bestimmen. | Mehr Markt, mehr Eigenverbrauch Fokus, mit Mindesttarif 0-6 Rp (je nach PV-Grösse) | Ein so tiefer Mindesttarif löst keine Planungssicherheit und Motivation aus. Fokus auf Eigenverbrauch lässt die PV-Anlagen schrumpfen, was dem Ziel der Verfünffachung widerspricht. |
Leitungsverstärkungskosten Grossanlagen solidarisieren. Bundesrat kann Obergrenze definieren. | 50 Franken pro kWp EW Beteiligung an Leitungsverstärkung | Das entspricht in der Praxis 5-10% der Kosten, was eher nach Zustupf als Obergrenze tönt und keine Investitionen auslösen wird |
Erste Vorboten zeigen, dass einmal mehr grosse Lobbys im Hintergrund am Wirken sind, um ihre Interessen in die Verordnungen einfliessen zu lassen. Es geht einmal mehr um viel Geld und nicht primär um den Parlaments- und Volkswillen. Die grossen Energiekonzerne BKW und CKW haben Rückspeisetarife um die 3-5 Rappen angekündigt, man nennt es freien Markt.
Gleichzeitig scheint es dem Bundesrat wichtiger, das Neubau-Verbot von AKWs zu kippen, als endlich in eine intelligente Energiewende zu investieren. Dem Ziel „Unabhängigkeit vom Ausland“ ist damit nicht gedient.
Grundsätzlich wird eine Entspannung auf dem Strommarkt erwartet, was die Preise runterbringen sollte. Günstige und saubere Energie ist eines der Ziele des neuen Gesetzes und eigentlich ein gutes Zeichen für die Wirtschaft und Gesellschaft. Aber wenn es nur für eine Seite günstig wird, haben wir das Ziel noch nicht erreicht. Beispiel: Wenn ein Prosumer als PV-Produzent Strom nur noch für 3-5 Rappen ans EW verkaufen kann, aber als Konsument weiterhin hohe Energie- oder v.a. Netzabgaben beim EW bezahlen muss, würgt das den Solarboom ab anstatt ihn zu fördern.
Die Energieversorger (gehören idR dem Kanton) müssten dringend in die Förderung von erneuerbaren Energien investieren: Ausbau von intelligenter Infrastruktur, gleich lange Spiesse für Private und EWs für Produktion und Netzanschlusskosten von Grossanlagen, Aufbau von bidirektionaler E-Auto Lade-Infrastruktur und ökologischen Speicher zur Netzstabilität, Ermöglichung von lokalen Elektrizitätsgemeinschaften zu günstigen Konditionen, Neudenken von Tarifstrukturen, dynamisch und netzdienlich, etc. Das würde Investitions- und Planungssicherhei bringen.
Es ist uns klar, das ist alles sehr einfach gesagt, ist aber eine unglaubliche Arbeit, so ein System auf den Kopf zu stellen (wörtlich: neu wird nicht mehr zentral produziert und verteilt, sondern dezentral). Dies braucht Zeit, und ja, es ist noch ein Weg zu gehen, vermutlich läuft am 1.1.25 noch nicht alles so wie es sollte. Auf der anderen Seite haben wir als Gesellschaft schon viel erreicht; auch machen wir als OptimaSolar viele gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit EKZ. Der Druck und die Herausforderungen die ein EW jetzt haben, respektieren wir und wünschen der EKZ gutes Gelingen. Wir sind hoffnungsvoll, dass die Zürcher es besser machen als die Berner (BKW) und Zentralschweizer (CKW).
Der Dachverband der Solarenergie sagt dazu
Viele Solarbegeisterte sind bereit, die Schweizer Stromversorgung umzukrempeln. Jetzt geht es endlich richtig schnell vorwärts: Von heute 10 % auf 50 % Anteil an der Stromversorgung im Jahr 2050. Der Ball liegt erneut in Bundesbern, genauer beim UVEK, die Steilvorlage des Stromgesetzes zu verwerten. Zurzeit werden die dazu gehörigen Verordnungen erarbeitet, Sie müssen dem Wunsch der Stimmbevölkerung nach mehr erneuerbarem einheimischen Strom gerecht werden und den bestehenden Schwung mitnehmen. Denn was für die letzten 30 Jahre galt, wird auch für die nächsten 30 gelten: Die Solarenergie hat das grösste Wachstumspotenzial, um die fossile und nukleare Energieproduktion abzulösen.
Bei jedem Umbau rüttelt es etwas, ist im Leben so. Das Gute an einer Verordnung ist, sie kann jedes Jahr wieder angepasst werden, so sollte sich der Übergang über die Jahre hoffentlich einpendeln. Wir von der OptimaSolar werden dafür kämpfen, dass die Energiewende schnell kommen kann, indem wir MACHEN.
Wir warten nicht, bis die politischen Bedingungen vielleicht mal perfekt sind
Wir bauen so schnell und so viel wie möglich , optimieren Eigenverbrauch, bauen aber auch reine Einspeiseanlagen, da sie wichtig sind für die Gesellschaft (bspw. Mieter)
Wir rechnen scharf, investieren in maximale Sonnenernte v.a. für Morgen/Abend und Winter
Wir investieren in ökologische Speicher und berechnen, wieviel wir unsere Anlagen abriegeln können (Peak-Shaving) um das Netz zu entlasten
Wir sprechen mit den Behörden und Bevölkerung, um neue Konzept der Zukunft vorzubereiten, bspw. lokale Produktion, lokale Speicherung, lokaler Verbrauch.
Ihr könnt uns helfen, indem Ihr Euch bei uns beteiligt, indem Ihr bei den EWs vorstelling werdet, Briefe schreibt wenn nötig, indem Ihr andere Verbände und Organisationen unterstützt, die für das gleiche Anliegen kämpfen. Das Feedback von der Basis hat in der Geschichte immer am meisten bewirkt und entspricht auch unserer direkten Demokratie.
Ich persönlich glaube, dass die Wende nicht mehr aufzuhalten ist, viele Leute haben gemerkt, dass sie mehr Vorteile hat als Nachteile, insbesondere sollten wir eigentlich alle ein relativ grosses Interesse an einer intakten Umwelt und einem zukunftsfähigen Planeten für unsere Nachkommen haben.
Oliver Franz, Präsident OptimaSolar Züri Unterland
Fakten vom anerkannten Fraunhofer Institut → PV günstigste Energiequelle
„Interessant“, dass diejenigen Energieformen am günstigsten sind, die keine jährlich abzubauende und dann zu verheizende Primärenergie mehr brauchen. Vielleicht nennt man sie deswegen „Erneuerbare“? Lustig auch, es sind die Saubersten, die weder Gift, noch Müll, noch Abgase, CO2, Wärme usw. rauslassen…, und hey, auch noch cool, wir müssen gar keine Kriege führen um diese Ressourcen, da sie in allen Länder einfach kostenlos und konfliktfrei zur Verfügung stehen.
Die Entscheidung auf welche Pferde zu setzen, sollte damit eigentlich nicht mehr so schwierig sein.
Ps: In der Studie fehlt Wasserkraft, da diese in Deutschland keine so grosse Rolle spielt, resp. wir in der Schweiz einen besonderen Vorteil mit unseren Stauseen (Riesenspeicher) haben.
Wir sollten nicht vergessen, warum wir denn so dringend diese Energiewende brauchen. Es geht nicht darum, neue Märkte zu erschliessen. Es geht darum, den Klimawandel zu bremsen und unsere Umwelt zu schützen.
Wir wollen dort leben und in die Ferien, wo die Natur schön und grün ist, wo es saubere Luft gibt, keine vergiftete Gewässer hat, und nicht zu heiss/kalt ist. Unsere Kinder und Enkelkinder möchten das dann auch mal.
Über 100 GenossenschafterInnen unterstützen unsere Idee. Wir bleiben dran und lassen uns nicht abhalten von den wilden Vorboten, den Panikmachern und den Energiebaronen. Auf lange Frist – und um das geht es ja schlussendlich – werden wir aus all den dreckigen und giftigen Energieformen aussteigen und dann werden wir sauberen Strom für einen lebenswerten und naturschonenden Wohlstand brauchen. Irgendwann wird es auch der Strommarkt schaffen, einigermassen wie andere Märkte normal zu funktionieren, wo Angebot (inkl. externe Kosten) und Nachfrage den Preis bestimmen, und nicht verschiedene Spielregeln je nach Marktteilehmer und Energieform.
Wir sind gespannt was die Politik bringt, lassen uns aber nicht ablenken, und freuen uns, wenn Ihr hinter uns steht.
Vielen Dank!
Oliver Franz, Präsident OptimaSolar Züri Unterland